Geist und Logik von Krieg, Gewalt und Unrecht überwinden
30 Jahre Ökumenische Friedensdekade
„Geist und Logik von Krieg und Gewalt widerstehen!“ von Dr. Margot Käßmann (Schirmherrin der Ökum. Friedensdekade 2010)
Vor mehr als 80 Jahren hegte Dietrich Bonhoeffer große Hoffnungen, die ökumenische Bewegung werde Vorkämpferin des Friedens werden.
Wenn sich die Kirchen der Welt im Gespräch miteinander verständigten, könnten sie Widerstand leisten, gegen nationalistische Parolen wie gegen Kriegstreiberei. Diese Hoffnung wurde vielfältig enttäuscht, aber sie wurde auch vielfältig verwirklicht.
In Amsterdamm erklärten Kirchen aus aller Welt 1948 gemeinsam: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“
Der Friedensimpuls wurde zum Cantus firmus des Ökumenischen Rates. Seine Impulse zu Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung wurden auch umgesetzt, als 1989 der Ruf „Keine Gewalt!“ aus den Gottesdiensten der Kirchen hinausgetragen wurde auf die Straßen von Leipzig, Dresden und Berlin und damit der Weg eröffnet wurde zur ersten gewaltlosen Revolution in Deutschland, ja in der europäischen Geschichte. Christinnen und Christen in allen Kirchen weltweit haben klar für die Überzeugung einzutreten, dass es keinen Weg zum Frieden durch Krieg gibt, sondern dass Frieden der Weg ist, um zu einem friedlichen Zusammenleben von Nationen und Kulturen zu finden.
Wir müssen darauf bestehen, dass Religion endlich nicht mehr Konflikte verschärft, sondern zu ihrer Lösung beiträgt.
Auf der Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöfung in Seoul 1990, an der ich teilnehmen konnte, wurde formuliert: „Wir verpflichten uns, unsere persönlichen Beziehungen gewaltfrei zu gestalten. Wir werden darauf hinarbeiten, auf den Krieg als legales Mittel zur Lösung von Konflikten zu verzichten. Wir verlangen von den Regierungen, dass sie eine internationale Rechtsordnung schaffen, die der Verwirklichung des Friedesn dient.“
Wir stehen kurz vor dem Ende der Ökumenischen Dekade „Gewalt überwinden“, die 2001 eröffnet wurde. In der Botschaft, die bei der offiziellen Eröffnungsfeier im Berliner Haus der Kulturen verlesen wurde, heißt es: „Wir rufen alle Kirchen und ökumenischen Organisationen nachdrücklich auf, Gemeinschaften des Friedens zu sein und aufzubauen, gemeinsam Buße zu tun für unsere Mitverantwortung für Gewalt; sich dafür einzusetzen, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen.“
Es war der anglikanische Bischof George Bell, der im House of Lords in England ab Februar 1943 vehement und immer wieder gegen die britischen Bombardierungen deutscher Städte wandte. Er sah die ethischen Grundlagen der westlichen Zivilisation und auch eine zukünftige Versöhnung mit Deutschland gefährdet. George Bell war geprägt durch die ökumenische Bewegung. Er hat sich erheblichen Anfeindungen ausgesetzt, als „Vaterlandsverräter“ wurde er beschimpft. Für mich ist er ein Vorbild von Feidesliebe mitten im Krieg, er hatte das, was ich Fantasie für den Frieden nenne, weil er die Menschen gesehen hat und nicht nur „den Gegner“. Ich will deshalb die Hoffnung nicht aufgeben, dass Menschen zum Frieden fähig sind. Die Hoffnung, dass eines Tages Menschen Pflugscharen aus ihren Schwertern schmieden werden und niemand mehr übt für den Krieg (Micha 4,3f.). Viel zu lange wurde Gewalt thologisch legitimiert. Doch wenn wir das Zeugnis von Jesus Christus ernst nehmen, dann finden wir mit der Botschaft von der zweiten Meile und der anderen Wange eine Haltung kreativer Gewaltlosigkeit. Jesus durchbricht den Kreislauf der Gewalt durch seine aktive Gewaltfreiheit.
Das ist keine Zeichen von Schwäche, sondern tiefe innere Stärke.
Markus Weingardt hat in seiner Arbeit zum Thema
„Das Friedenspotential von Religionen“
in mehreren Fallstudien gezeigt, dass religiös motivierte Akteure zur Verminderung von Gewalt in politischen Konflikten beitragen. Wer die 40(!) Beispiele aus aller Welt in Weingardts Studie liest, kann nur staunen über so viel real existierende Fantasie für den Frieden!
Es sind offenbar gerade die kleinen Gesten wie der Besuch eines Flüchtlingslagers, die Teilnahme an einer Demonstration, die Kontaktaufnahme mit Rebellenführern, ein Gebet im Minengebiet, die Bereitschaft, für den eigenen Friedenswillen auch ins Gefängnis zu gehen oder gar große Gesten wie das eigene Leben zu riskieren, die Vertrauen schaffen.
Markus Weingardt. Das Friedenspotential von Religionen, unveröffentlichtes Manuskript Juni 2006
Auch wenn es für manchen naiv klingen mag – ich bleibe dabei:
Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Und mir liegt daran, mit Menschen anderer Religionen zusammenzuarbeiten, die sich für die Überwindung von Krieg einsetzen. Der Gebrauch militärischer Gewalt bei der Durchsetzung von Recht und Frieden ist nicht prinzipiell ausgeschlossen. Zur Verteidigung der Menschenrechte und zum Schutz von Menschenleben kann Einsatz militärischer Mittel in engsten Grenzen geboten sein.
Aber es ist ein Gebot der Aufrichtigkeit, einzuräumen, dass überzeugende Beispiele rar sind.
Krieg führt immer Unrecht, Not, Leid im Gepäck, es gibt keinen „sauberen Krieg“, der Zivilisten wahrhaftig schont.
Wenn Konflikte total eskaliert sind und Menschenleben geschützt werden müssen, gibt es über den Gebrauch militärischer Gewalt sehr schnell Konsens. Dann stehen gewaltige Mittel an Material und Geld zur Verfügung.
Warum gibt es eigentlich in den Konflikten dieser Welt keinen so massiven Einsatz von Geld, Energie, Menschen und Fantasie, bevor die Gewalt ausbricht?
Es gibt auch nichtkriegerische, zivile Mittel zur Überwindung der Gewalt. Stichwortartig lassen sich Beispiele nennen: das Abbrechen der Geldströme, die Rüstung und Terror finanzieren;
eine Unterbindung des Drogenhandels, auch durch gesicherte Einkommen für Bauern, die vom Drogenhandel leben;
ein internationales Abkommen gegen des Waffenhandel;
konsequentes Eingreifen gegenüber solchen, die Hass schüren, auch in unserem Land;
überzeugender und wirksamener Einsatz für Gerechtigkeit;
Erziehung zur gewaltfreien Konflicktlösung; die politische Lösung von Dauerkonflikten wie in Israel und Palästina.
Es wird darum gehen, zivile Konfliktlösung zu trainieren, endlich Geld und Kraft und Zeit zu investieren in de-eskalierende und vorbeugende Bearbeitung von Konflikten. Friedensdienste müssen finanziert und personell ausgestattet werden. Gewaltfreie Konfliktbewältigung ist kein Kinderspiel, Prävention und Mediation müssen glernt werden.
Dies ist kein einfacher Weg. Es kann ein Weg sein, auf dem Schuldigwerden nicht ausgeschlossen ist. Es kann der Weg der Ohnmacht sein auf den ersten Blick. Wie jener Weg ans Kreuz, den Jesus gegangen ist. Aber weil er uns vorangegangen ist, können wir darauf vertrauen: es ist ein Weg ins Leben.
Gekürzerter Beitrag aus: Margot Käßmann, Fantasie für den Frieden oder: Selig sind, die Frieden stiften, Frankfurt am Main 2010. Edition „chrismonmobil“
Weitere Infos und Bestellungen unter: https://www.friedensdekade.de/
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Anleitung, Hilfe für ein Friedensgebet. Wenn uns die Hände gebunden scheinen, sie für den Frieden falten!
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Worte, die die Richtung weisen!
„Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen… Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mt. 5,5+9)
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lk 10,27
„Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ (Mt. 5,44)
Jesus Wünscht denen, die euch verfolgen, Gutes. Segnet sie, anstatt sie zu verfluchen. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Traurigen. Seid alle miteinander auf Einigkeit bedacht. Strebt nicht hoch hinaus, sondern haltet Gemeinschaft mit den Verachteten. Verlasst euch nicht auf eure eigene Klugheit. Wenn euch jemand Unrecht tut, dann zahlt es niemals mit gleicher Münze heim. Seid darauf bedacht, vor den Augen aller Menschen bestehen zu können. So weit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen in Frieden. Nehmt keine Rache, holt euch nicht selbst euer Recht, meine Lieben, sondern überlasst das Gericht Gott. Er sagt ja in den Heiligen Schriften: »Ich bin der Rächer, ich habe mir das Gericht vorbehalten, ich selbst werde vergelten.« Handelt vielmehr nach dem Wort: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Dann wird es ihm bald Leid tun, dein Feind zu sein.« Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!
Römerbrief 12,14-21
Die letztendliche Schwäche der Gewalt ist, dass sie eine nach unten führende Spirale ist, die genau das fruchtet, was sie versucht zu zerstören. Statt das Übel zu verringern, vervielfacht sie es. Durch Gewalt magst Du den Lügner ermorden, aber Du kannst nicht die Lüge ermorden, noch die Wahrheit etablieren. Durch Gewalt magst Du den Hassenden ermorden, aber Du kannst nicht den Hass ermorden. Tatsächlich vergrößert Gewalt nur den Hass… Gewalt mit Gewalt zu vergelten, multipliziert die Gewalt, fügt noch größere Dunkelheit einer Nacht hinzu, die schon keine Sterne mehr kennt. Dunkelheit kann nicht Dunkelheit vertreiben; nur Licht kann dies tun. Hass kann nicht den Hass vertreiben: Nur Liebe kann dies.
Martin Luther King
Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort ist eine Gefahr für die Gerechtigkeit überall auf der Welt. Wir sind eingeschlossen in einem unentrinnbaren Netzwerk der Gegenseitigkeit, sind gekleidet in ein Gewand der gemeinsamen Zukunft.
Martin Luther King
In der Sache Christi ist mit Gewalt niemals etwas geholfen. Das Reich Christi ist ein Reich des Friedens und die Gemeinde Christi grüßt sich mit dem Friedensgruß. Die Jünger Jesu halten Frieden , indem sie lieber selbst leiden, als dass sie einem anderen Leid tun. Sie bewahren Gemeinschaft, wo andere sie brechen, sie verzichten auf Selbstbehauptung und halten dem Hass und Unrecht stille. So überwinden sie Böses mit Gutem. So sind sie Stifter eines göttlichen Friedens mitten in einer Welt des Hasses und Krieges. Nirgends aber wird ihr Friede größer sein als dort, wo sie den Bösen im Frieden begegnen und von ihnen zu leiden bereit sind. Die Friedfertigen werden mit ihrem Herrn das Kreuz tragen; denn am Kreuz wird der Friede gemacht. Weil sie so in das Friedenswerk Christi hereingezogen sind, berufen zum Werk des Sohnes Gottes, darum werden sie selbst Kinder Gottes genannt werden.
Dietrich Bonhoeffer
Ich behalte meine Ideale, denn trotz allem glaube ich noch immer, dass die Menschen im Herzen wirklich gut sind. Ich kann meine Hoffnungen einfach nicht auf ein Fundament aus Verwirrung, Elend und Tod bauen. Ich kann das Leiden von Millionen fühlen. Und doch – wenn ich hinauf in den Himmel schaue – denke ich, dass alles gut werden wird, dass auch diese Grausamkeiten enden werden, und dass Frieden und Ruhe zurückkehren werden.
Anne Frank
Wann immer du vor einer Entscheidung stehst oder der Egoismus zu stark wird, unternimm den folgenden Versuch: Führe dir das Gesicht der ärmsten und hilflosesten Person vor Augen, die du je gesehen hast, und frage dich, ob der Schritt, den du zu gehen überlegst, ihm oder ihr irgendeinen Nutzen bringen wird. Du wirst sehen, deine Zweifel und dein Egoismus werden sich auflösen.
Mahatma Gandhi
Bist du anderer Meinung, dann hast du mir etwas zu geben. Suchst du aufrichtig nach der Wahrheit, so gut du kannst, redliche und mit deinem bescheidenen Bemühen, so bedeutet dein Denken Wachstum für meines und du vertiefst meinen Traum.
Dom Helder Camara
Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Menschen tragen.
Quelle unbekannt
„Dich will ich kriegen!“, sagt der Krieg zum Frieden. „Du kriegst nur den Sieg!“, sagt der Frieden zum Krieg.
Friedemann Scheffler
Wir dürfen uns keine Illusionen machen. Wir dürfen nicht naiv sein. Wenn wir auf die stimme Gottes hören, treffen wir unserer Wahl, wir gehen über uns selbst hinaus und kämpfen gewaltfrei für eine bessere Welt. Wir dürfen nicht erwarten, dass es einfach wird. Wir werden nicht auf Rosen gehen. Die Leute werden nicht herbei strömen, um uns zu hören und zu applaudieren. Und wir werden Gottes Schutz nicht immer wahrnehmen. Als Pilger der Gerechtigkeit und des Friedens müssen wir die Wüster erwarten.
Dom Helder Camara
Unsere eigene Geschichte hat uns gelehrt, dass die christliche Bostschaft bagatellisiert und das Kreuz zum Hohn wird, wenn den Armen und Diskriminierten gepredigt wird, ohne sich für ihre Notlage und deren strukturellen Ursachen zu interessieren. Und den Mächtigen zu Predigen, ohne die Unterdrückung anzuprangern, heißt, ein Ostern ohne Golgatha, Vergebung ohne innere Umkehr und Heilung ohne Säuberung der Wunde zu versprechen.
Pastoralbrief der U.S. Black Bishops
Erst durch Beten, Fasten und Einsamkeit beginnen wir, in gewaltfreier Haltung zu wachsen. Jedes Programm von Gewaltfreiheit, sei es von Gandhi, Martin Luther King oder von Franz von Assisi, hat klar gemacht, dass der Beginn und die andauernde Mitte der Gewaltfreiheit das Gebet, das Fasten und die Selbstaufgabe ist. Daraus entsteht Gewaltlosigkeit. Gewaltfreiheit ist keine Taktik und keine Aneinanderreihung von Aktionen. Es ist eine Form des Gebets, das zum Kommen des Reihes Gottes beiträgt.
James Douglass
Ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Recht kein Frieden.
Der Maßstab ist nach Aussage der Prophetinnen und Propheten das Recht der Rechtlosen, etwa der Witwen und Waisen, die keinen männlichen Fürsprecher haben. Die unterste Klasse wird zum Maßstab des Wohlergehens aller gemacht. Die am meisten entrechtet sind, am wenigsten zu sagen haben, die nicht nur kein Geld haben, sondern auch keine FürsprecherInnen, keine Beziehungen, die nicht einmal mit den Behörden umgehen können, weil sie nicht wissen, worauf sie Anspruch haben – sie sind der Maßstab, an dem gemessen wird, was eigentlich Gerechtigkeit ist. Die Ausgegrenzten, die RandsiedlerInnen, die an der untersten Sprosse der Leiter einer Gesellschaft stehen, werden „erhöht“, die Hohen „erniedrigt“, damit eine „ebene Bahn für Gott“ entsteht (Jesaja 40,3).
Außenpolitik und Innenpolitik werden hier nicht getrennt, als ob man sich außenpolitisch unterwerfend, imperialistisch, aufrüstend verhalten und zugleich innenpolitisch Ruhe und ordnung erhalten könne!
Dorothee Sölle
Viele fragen: „Wie können Sie propagieren, bestimmt Gesetze zu brechen und andere einzuhalten?“ Die Antwort liegt darin begründet, dass es verschiedene Arten von Gesetzen gibt: gerechte und ungerechte Gesetze. Ich wäre der erste, der beführwortet, gerechte Gesetze einzuhalten. Wir haben nicht nur die juristische, sondern auch die moralische Pflicht, gerechte Gesetze zu achten. Andersherum haben wir auch die moralische Pflicht, ungerechten Gesetzen nicht zu gehorchen. Ich stimme dem Heiligen Augustinus zu, dass „ein ungerechtes Gesetz gar kein Gesetz ist“ Wenn wir ungerechte Gesetze brechen, müssen wir dieses öffentlich machen, in Liebe und mit der Bereitschaft, die entsprechende Strafe auf uns zu nehmen. Ich behaupte, dass ein Mensch, der ein Gesetz bricht, von dem das persönliche Gewissen sagt, dass es falsch sei, und für diesen Gesetzesbruch eine Gefängnisstrafe auf sich nimmt, um das öffentliche Gewissen aufzuwühlen, in Wirklichkeit einen hohen Respekt für den Sinn von Gesetzen ausdrückt.
Martin Luther King
Handle, als ob du den Ruf Gottes hörtest, durch freies und schöpferisches Handeln am Werk Gottes teilzunehmen. Bewahre in dir ein reines und ursprüngliches Gewissen; arbeite an deiner Persönlichkeit. Setze dich mit den zerstörerischen Kräften in dir und deiner Umwelt auseinander, – nicht um das Schlechte in die Hölle zu verbannen und ein Reich des Bösen zu schaffen, sondern um das Zerstörerische zu überwinden und eine schöpferische Verwandlung des Schlechten zu fördern.
Nicolas Berdyaev
Worte die Frieden suchen und für Gerechtigkeit eintreten hier öffnen
Den Frieden suchen!
Wer Frieden mit sich selbst und Frieden mit Gott sucht, der muss sich selbst im Spiegel seines Nachbarn sehen. Unser Nachbar ist der Geringste, von dem die Menschen meinen, sie brauchen ihn nicht: Aber Gott braucht ihn.
Mit dem anderen nur wenig teilen, das heißt: die flammende Blüte des Lebens in kalte Blätter zerpflücken. Und selbst, wo nur wenig zu teilen ist, muss man teilen, so wie die Feldlilien ihren Duft verschenken. Selig sind die Sanften und die Armen, weil sie einfach in ihrem Suchen sind, einer einfachen Flamme gleich. Sie sehen, was die anderen nicht sehen.
Ein Mensch mit Frieden in der Seele ist wie eine Sonne im Haus, die Nebel und Wolken aufzehrt.
Albert Schweitzer
Vergelte das Böse mit dem Guten, damit das Gute selbst in der Niederlage noch siegt, und nicht das Böse.
Richte nicht, sonst wirst du von den Menschen gerichtet: Vergib, damit dir von Gott vergeben wird.
Gopal Singh
Sie fragt: „Wann werden wir uns treffen?“ Ich antworte: „Wenn der Krieg zu Ende ist.“ Sie fragt: „Wann ist der Krieg zu Ende?“ Ich antworte: „Wenn wir uns treffen.“
Mahmoud Darwish (1941 – 2008), palästinensischer Dichter im Dialog mit seiner jüdischen Freundin
So wie Kriege in den Köpfen der Menschen beginnen, so muss in den Köpfen auch die Verteidigung des Friedens entstehen.
aus der Erklärung zum Tag des friedlichen Zusammenlebens der Vereinten Nationen, der jährlich am 16. Mai begangen wird
Feinbilder sind Bumerangs. Sich selbst als gut anzusehen und das Böse auf andere, „die Feinde“, zu projizieren ist ein uraltes Spiel. Feindseligkeit ist die Seligkeit, das Böse auf Feinde zu projizieren und sie zu töten, anstatt sich mit den eigenen inneren Feinden auseinanderzusetzen.
Ruth Cohn
Sei immer sicher, mit christlichen Methoden und christlichen Waffen zu kämpfen. Gib niemals der Versuchung nach, bitter zu werden. Wenn du um Gerechtigkeit kämpfst, sei sicher, dich nur mit Würde und Disziplin zu bewegen und als einzige Waffe Liebe zu verwenden. Wenn du der Versuchung erliegst, Gewalt im Kampf zu benutzen, werden ungeborene Generationen die Empfänger einer langen und verzweifelten Nacht der Bitterkeit, und dein größtes Erbe an die Zukunft wird eine endlose Reihe sinnlosen Chaos sein.
Martin Luther King
Auf Knien flehe ich euch an, abzulassen vom Weg der Gewalt und auf den Weg des Friedens zurückzukehren. Gewalt verzögert nur den Tag der Gerechtigkeit. Gewalt zerstört den Eindatz für Gerechtigkeit. Folgt keinem Führer, der euch beibringt, den Tod in Kauf zu nehmen. Liebt das Leben, respektiert das Leben, das eigene und das der anderen. Widmet euch dem Einsatz für das Leben, nicht dem Werk des Todes. Gewalt ist der Feind der Gerechtigkeit. Nur Frieden kann den Weg zu wahrer Gerechtigkeit weisen.
Papst Johannes Paul II
Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenene Ländern, d.h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder durch allseitige friedliche Abrüstung zum Zwecke der Sicherstellung des Friedens?
Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede mit Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Frieden muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis und lässt sich nie und nimmer sichern.
Dietrich Bonhoeffer
Wolle wir denn keine Christen mehr haben, die der Dunkelheit standhalten können mit besonnener Klarheit, Ruhe und Vertrauen, die der Anspannung, der Schwermut, dem Egoismus und Hass entgegnen können mit echtem Frieden und Heiterkeit, die nicht einfach warten darauf, was die Kollegen oder Freunde tun werden, sondern einzig und allein sich selbst fragen: „Was lehrt mich mein Glaube über all dies, oder kann das Gewissen dies alles so einfach vertragen, so dass ich niemals etwas zu bereuen habe?“
Franz Jägerstätter, österreichischer Bauer und Kriegsdienstverweigerer, der von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde
Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.
Jesaja 2,4
Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gepuält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesm Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.
Gebet der Vereinten Nationen
Gott, du hast am Tag des Lichts den Frieden auf Erden verkündet, dränge zurück die Leidenschaft nach Macht und Besitz, pflanze ein den inneren Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden und den ernsten Willen zu Verständnis und Vertrauen gegenüber Fremden, um auf eine faire Art und Weise mit denen zu teilen, die in Not sind, stärke die Hoffnung, dass die Zeit kommen wird, da Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden und Speere zu Sicheln, da Feindbilder Gedanken der Freundschaft weichen und Kriegsgeschrei dem Friedensgruß.
Pax Christi Niederlande
Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.
Bertholt Brecht
Jeus hat niemals gesagt, dass wir keine Feinde haben oder niemals bedroht würden. Da gibt es keinen Mangel an Realismus. Jesus bietet uns einen neuen Weg, mit unseren Feinden umzugehen, einen anderen Weg zu reagieren, der die Möglichkeit hat, den endlosen Kreislauf der Vergeltung zu brechen, der uns heute alle mit endgültiger Gewalt bedroht.
Jim Wallis
Wir dürfen uns keine Illusion machen. Wir dürfen nicht naiv sein. Wenn wir auf die Stimme Gottes hören, treffen wir unsere Wahl, wir gehen über uns selbst hinaus und kämpfen gewaltfrei für eine bessere Welt. Wir dürfen nicht erwarten, dass es einfach wird. Wir werden nicht auf Rosen gehen. Die Leute werden nicht herbei strömen, um uns zu hören und zu applaudieren. Und wir werden Gottes Schutz nicht immer wahrnehmen. Als Pilger der Gerechtigkeit und des Friedens müssen wir die Wüste erwarten.
Dom Helder Camara
Du wirst manchmal ratlos sein, besonders wenn du die Schwächen der Menschen anschaust, und wirst dich fragen: Soll man es mit Gewalt versuchen oder mit demütiger Liebe? Entscheide dich immer so: Mit demütiger Liebe will ich es versuchen! Denn liebevolle Demut ist eine Gewalt, und die stärkste von allen, und es gibt nichts, was ihr an Macht gleichkäme.
Fjodor Dostojewski
Christus, unser Herr, kam nicht, um der Welt den Frieden als eine Art spirituelles Beruhigungsmittel zu bringen. Denen, die ihm nachfolgen, gab er eine Berufung und eine Aufgabe: sich in der Welt, die voller Gewalt ist, einzusetzen, um seinen Frieden nicht nur in ihren Herzen , sondern auch in der Gesellschaft aufzubauen.
Thomas Merton
Wo Menschen unter dem Weltleid zusammenbrechen, wo Herzen sich arm wissen und sich nach Geist sehnen, wo das revolutionäre heiße Verlangen nach sozialer Gerechtigkeit auftaucht, wo der leidenschaftliche Protest gegen Krieg und Blutvergießen ertönt, wo Menschen um ihres Sozialismus und Pazifismus Willen verfolgt werden, wo Herzensreinheit und echte Barmherzigkeit zu finden ist, da sehen wir Wirkungen Gottes, da sehen wir seine Schritte in der Geschichte, da sehen wir das Herannahen seines Reiches, da ahnen wir die kommende Glückseligkeit.
Eberhard Arnold
Sanftmut ist der Himmel, Zorn ist die Hölle, die Mitte zwischen beiden ist die Welt. Darum je sanftmütiger du bist, desto näher bist du dem Himmel.
Marin Luther
Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass unser Leben das einzig ist, das uns wirklich gehört. Welche Art von Mensch wir sind, wird deshalb dadurch bestimmt, wie wir unser Leben gesalten. Es ist mein tiefster Glaube, dass wir nur Leben finden, indem wir unser Leben geben. Ich bin überzeugt, dass die wahrhaft mutigste Tat, das tiefste Werk der Menschlichkeit, darin besteht, unser eigenes Leben für andere einzusetzen in einem absolut gewaltfreien Streben nach Gerechtigkeit. Wahrhaft menschlich zu sein, heißt, für andere zu leiden. Möge Gott uns helfen, menschlich zu sein.
Cesar Chavez
Ein Pazifismus, der die Rüstungen der Staaten nicht bekämpft, ist und bleibt ohnmächtig. Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit.
Albert Einstein
Ich will von Hiroschima zeugen. Ich als Überlebende wünsche vor allem, Mensch zu sein. Besonders als Mutter schreie ich auf gegen jeden Krieg; denn in meine Netzhaut ist die Hölle jenes Tages eingebrannt. Am 6. August 1945, zur Stunde, als die Sonne aufging und jeder seinen Tag ehrfurchtsvoll beginnen wollte, wurde plötzlich die Stadt weggefegt, und Brandblasen verunstalteten die Menschen. Die sieben Flüsse füllten sich mit Leichen. Wenn jemand, der eine Hölle gesehen hat, über die Hölle berichtet, so sagt man, dass der Satan ihn zurückwirft. Trotz dieser Erzählung will ich als Überlebende von Hiroschima zeugen überall, wohin ich gehe. Und ich rufe aus vollem Herzen: „Nie wieder Krieg!“
Sadako Kurihara
Frage alle Menschen: „Willst du Frieden?“ Einstimmig werden alle antworten: „Wir wünschen ihn, ersehnen ihn, wollen ihn, lieben ihn.“ Liebe also auch die Gerechtigkeit, denn Frieden und Gerechtigkeit sind Freunde; sie halten sich eng umschlungen.
Hl. Augustinus
Frieden wächst, wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt, wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt, wenn der Habewas mit den Habenichts teilt, wenn der Laute bei dem Stummen verweilt und wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht Gerechtigkeit und Liebe verspricht.
Forum Ziviler Friedensdienst
In der Sache Christi ist mit Gewalt niemals etwas geholfen. Das Reich Christi ist ein Reich des Friedens und die Gemeinde Christi grüßt sich mit dem Friedensgruß. Die Jünger Jesu halten Frieden, indem sie lieber selbst leiden, als dass sie einem anderen Leid tun. Sie bewahren Gemeinschaft, wo andere sie brechen, sie verzichten auf Selbstbehauptung und halten dem Hass und Unrecht stille. So überwinden sie Böses mit Gutem. So sind sie Stifter eines göttlichen Friedens mitten in einer Welt des Hasses und Krieges. Nirgends aber wird ihr Friede größer sein als dort, wo sie den Bösen im Frieden begegnen und von ihnen zu leiden bereit sind. Die Friedfertigen werden mit ihrem Herrn das Kreuz tragen; denn am Kreuz wird der Friede gemacht. Weil sie so in das Friedenswerk Christi hereingezogen sind, berufen zum Werk des Sohnes Gottes, darum werden sie selbst Kinder Gottes genannt werden.
Dietrich Bonhoeffer
Die Liebe ist die Grundlage der Gewaltfreiheit. Worin besteht diese Liebe? Sie ist die absolute Ehrfurcht vor der menschlichen Person, einen Liebe, die bis zur Hingabe des eigenen Lebens geht, selbst für den, der dir das Leben nehmen will. Darin liegt das Geheimnis der Gewaltfreiheit Gottes.
Jean Goss
Jesus war daran gelegen, seinen Freunden und allen, die auf ihn hörten, den Charakter der zukünftigen Weltordnung und den Charakter ihrer Menschen zu zeigen. Wie heute wartete auch zu jener Zeit alles auf die Neuordnung im Innersten der Menschen und zugleich in den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Völker. Man ersehnte ein neues Reich jener Gerechtigkeit, von der die Propheten geredet hatten; man wusste aus den Propheten, und man wusste es mit der Sicherheit des religiösen Gewissens, dass die Gerechtigkeit des prophetischen Zukunftsstaates eine soziale Gerechtkkeit sein müsse, dass diese Gerechtigkeit so nah an der Liebe und Gnade gebaut sein muss, dass sie geradezu mit der Liebe identisch ist. Im Herzen Gottes wohnen Gerechtigkeit und Gnade so nahe beieinander, dass sie eine und die gleiche Regung des Herzens bedeuten.
Eberhard Arnold
Meine Position ist einfach zu formulieren: Ich bin ein totaler Pazifist. Ich werde den Gebrauch von Gewalt zu meiner Verteidigung nicht akzeptieren. Ich bin überzeugt, dass der christliche Glaube und das Evangelium mich verpflichten, jeden Krieg abzulehnen. Zu dieser Überzeugung bin ich nicht einfach gelangt. Alle, die der gewaltfreien Botschaft Jesu folgen, durchlaufen eine geistliche Bekehrung. Das passiert nicht nur durch logisches Argumentation. Und ich bete täglich, dass sich diese Bekehrung vertiefen wird, weil ich überzeugt bin, dass Jesus uns diesen Weg führt.
Bischof Thomas Gumbleton
Ein Plädoyer für Utopia
Die Welt wäre besser dran, wenn die Menschen versuchten, besser zu sein.
Und die Menschen wären besser, wenn sie nicht ständig danach strebten, besser dran zu sein.
Denn wenn jede und jeder versucht, besser dran zu sein, geht es niemandem besser.
Aber wenn jeder und jede versucht, besser zu sein, geht es allen besser.
Jeder wäre reich, wenn niemand versuchte, reicher zu sein.
Und niemand wäre arm, wenn jede versuchte, die Ärmste zu sein.
Und alle wären so, wie sie sein sollten, wenn jede und jeder versuchte, so zu sein, wie sie es von den anderen erwarten.
Christliche freiwillige Armut ist ein Ideal, wie es von Franz von Assisi gelebt wurde.
Eigentum ist kein absolutes Recht, sondern ein Geschenk, das nicht verschwendet werden darf, sondern dem Wohl der Kinder Gottes dienen soll.
Peter Maurin
Weisungen für ein Leben aus der Liebe
Die Liebe darf nicht geheuchelt sein. Verabscheut das Böse, tut mit ganzer Kraft das Gute! Liebt einander von Herzen als Brüder und Schwestern und ehrt euch gegenseitig in zuvorkommender Weise. Werdet im Eifer nicht nachlässig, sondern lasst euch vom Geist Gottes entflammen. Dient in allem Christus, dem Herrn.
Seid fröhlich als Menschen der Hoffnung, bleibt standhaft in aller Bedrängnis, lasst nicht nach im Gebet. Sorgt für alle in der Gemeinde die Not leiden, und wetteifert in der Gastfreundschaft. Wünscht denen, die euch verfolgen, Gutes. Segnet sie, anstatt sie zu verfluchen. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Traurigen.
Seid alle miteinander auf Einigkeit bedacht. Strebt nicht hoch hinaus, sondern haltet Gemeinschaft mit den Verachteten. Verlasst euch nicht auf eure eigene Klugheit.
Wenn euch jemand Unrecht tut, dann zahlt es niemals mit gleicher Münze heim. Seid darauf bedacht, vor den Augen aller Menschen bestehen zu können.
Soweit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen in Frieden. Nehmt keine Rache, holt euch nicht selbst euer Recht, meine Lieben, sondern überlasst das Gericht Gott. Er sagt ja in den Heiligen Schriften: »Ich bin der Rächer, ich habe mir das Gericht vorbehalten, ich selbst werde vergelten Handelt vielmehr nach dem Wort: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Dann wird es ihm bald leidtun, dein Feind zu sein.«
Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!
Römerbrief, 12,9-21
Die gläubigsten Menschen, die Christus nachfolgten, waren Friedensstifter. Sie gingen soweit, ihren Feinden zu vergeben und manchmal sogar ihr Leben für sie zu geben.
Papst Johannes Paul II
Auf Frieden hoffen, auch wenn es lange, sehr lange, fast ein Leben dauert, bis der Schmerz die Wunden, die Hoffnungslosigkeit, die Wut, die Angst sich legt in mir.
Auf Frieden hoffen, auch wenn alle Zeichen um uns herum eher den Krieg verheißen und mein Inneres den Frieden gar nicht zu spüren wagt.
Auf Frieden hoffen, auch wenn die Fluchtgedanken mich zu überwältigen drohen.
Auf Frieden hoffen und sich bewusst sein, dass er nicht zu erzwingen ist.
Auf Frieden hoffen in Zeiten des Unfriedens und dabei freiwillig und bemüht bleiben; ein harter Prüfstein für unsere menschliche Seele, die des Leidens müde geworden ist.
Viola Raheb, Palästina 2002
Ich möchte ein Mensch des Friedens werden.
Ich möchte so leben, dass auch andere Menschen leben können – neben mir – fern von mir – nach mir.
Ich suche das Gespräch mit Andersdenkenden.
Ich bedenke die Fragen, die sie mir stellen.
Ich möchte so leben, dass ich niemandem Angst mache.
Ich bitte darum, dass ich selber der Angst nicht unterliege.
Ich setze meine Fähigkeiten und Kräfte für eine Gesellschaft ein, in der der Mensch dem Menschen ein Helfer ist.
Friedrich Schorlemmer und Friedenskreis Wittenberg 1983
Die Weisheit, die von oben kommt, ist zuerst einmal lauter, dann aber auch friedfertig, freundlich, wohlwollend, voller Barmherzigkeit und voll guter Früchte, unparteiisch, fern jeder Verstellung. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden gesät für alle, die Frieden stiften.
Jakobus 3, 17-18
O Herr, dein Friede ist Liebe zu allen Menschen, ist Gerechtigkeit für alle Menschen, ist die Wahrheit, die befreit und wachsen lässt. Herr, dieser Friede ist es, an den wir glauben, weil du ihn verheißen hast. Schenke uns Frieden und lass ihn uns an andere weitergeben.
Aus einer Liturgie der Waldenserkirche
Anleitung, Hilfe für ein Friedensgebet. Wenn uns die Hände gebunden scheinen, sie für den Frieden falten!
Anleitung, Hilfe für ein Friedensgebet. Wenn uns die Hände gebunden scheinen, sie für den Frieden falten!
Eingangsgebet
Vater aller Menschen, du hast einen Frieden ohne Ende verheißen und eine neue Welt, in der Recht und Gerechtigkeit herrschen. Mache deine Verheißung wahr. Wehre dem Unrecht und Terror.
Zeige uns und den Mächtigen dieser Welt geeignete Wege und Mittel, dem entgegenzutreten, was Leben behindert und zerstört. Erweise dich als der Gott, der Frieden will und Frieden schafft.
Amen
Lesung Micha 4,1-4
In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet.
[Verkündigung]
Sei immer sicher, mit christlichen Methoden und christlichen Waffen zu kämpfen. Gib niemals der Versuchung nach, bitter zu werden. Wenn du um Gerechtigkeit kämpfst, sei sicher, dich nur mit Würde und Disziplin zu bewegen und als einzige Waffe Liebe zu verwenden. Wenn du der Versuchung erliegst, Gewalt im Kampf zu benutzen, werden ungeborene Generationen die Empfänger einer langen und verzweifelten Nacht der Bitterkeit, und dein größtes Erbe an die Zukunft wird eine endlose Reihe sinnlosen Chaos sein.
Martin Luther King
Auf Knien flehe ich euch an, abzulassen vom Weg der Gewalt und auf den Weg des Friedens zurückzukehren. Gewalt verzögert nur den Tag der Gerechtigkeit. Gewalt zerstört den Eindatz für Gerechtigkeit. Folgt keinem Führer, der euch beibringt, den Tod in Kauf zu nehmen. Liebt das Leben, respektiert das Leben, das eigene und das der anderen. Widmet euch dem Einsatz für das Leben, nicht dem Werk des Todes. Gewalt ist der Feind der Gerechtigkeit. Nur Frieden kann den Weg zu wahrer Gerechtigkeit weisen.
Papst Johannes Paul II
Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenene Ländern, d.h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder durch allseitige friedliche Abrüstung zum Zwecke der Sicherstellung des Friedens?
Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier überall Friede mit Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Frieden muss gewagt werden, ist das eine große Wagnis und lässt sich nie und nimmer sichern.
Dietrich Bonhoeffer
Wolle wir denn keine Christen mehr haben, die der Dunkelheit standhalten können mit besonnener Klarheit, Ruhe und Vertrauen, die der Anspannung, der Schwermut, dem Egoismus und Hass entgegnen können mit echtem Frieden und Heiterkeit, die nicht einfach warten darauf, was die Kollegen oder Freunde tun werden, sondern einzig und allein sich selbst fragen: “Was lehrt mich mein Glaube über all dies, oder kann das Gewissen dies alles so einfach vertragen, so dass ich niemals etwas zu bereuen habe?”
Franz Jägerstätter, österreichischer Bauer und Kriegsdienstverweigerer, der von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde
„Ich habe meinen Sohn zum Krieger nicht erzogen,
Ich zog ihn auf als Stolz und Freude meiner alten Tage.
Wer wagt es, ihm die Waffe in die Hand zu drücken,
Damit er einer andern Mutter teures Kind erschießt?
Es ist die höchste Zeit, die Waffen fortzuwerfen.
Es könnte niemals einen Krieg mehr geben,
Wenn alle Mütter in die Welt es schreien würden:
Ich habe meinen Sohn zum Krieger nicht erzogen!“
Am 23. Februar 1915 also mitten im 1. Weltkrieg, erschien in einer österreichischen Zeitung dieser kurze Text, der in den USA zu dieser Zeit als Refrain eines Liedes sehr bekannt war.
Fürbittengebet
L: Lasst uns zu Gott beten, dem Urheber des Lebens, von dem wir auch jetzt alles erwarten:
L: Wir beten zu Gott
für die Verantwortlichen, die nun gegen die Ukraine einen mörderischen Krieg führen und auch in vielen anderen Ländern, lass sie umkehren und sich von ihrem blinden Machtwillen abwenden.
Wir rufen zu Gott:
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Wir beten zu Gott für die unschuldigen Opfer,
für die, die zwischen die Fronten geraten und Heimat und Geborgenheit verlieren,
für die Flüchtenden, die Hungernden, die Kinder, Frauen und alten Menschen, die ohnmächtig dem Krieg ausgesetzt sind.
Wir rufen zu Gott: …
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Wir beten zu Gott
um das Ende der Gewalt, um Einsicht und Bereitschaft, aufeinander zuzugehen
und miteinander in Frieden und gegenseitiger Anerkennung
in der einen Weltfamilie zu leben
Wir rufen zu Gott: …
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Wir beten zu Gott
für die, denen der Maßstab des Menschlichen und der Verantwortung abhanden gekommen ist, dass sie umkehren und aus dem Dunkel der Verblendung ins Licht geraten,
dass sie wenigstens bereit sind zu verhandeln und sich Wege zu Frieden und Freiheit öffnen.
Wir rufen zu Gott:
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Wir beten zu Gott
für alle, die für Nachrichten und Wertungen,
für Bilder und Worte in den Medien verantwortlich sind,
dass sich die Wahrheit durchsetzt gegen Propagandalügen und Verleumdungen.
Wir rufen zu Gott: …
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Wir beten zu Gott
um Einsicht in die Zusammenhänge,
dass wir mitwirken können an geeigneten Lösungen zum Frieden
und dass wir Zeichen setzen können für diejenigen,
die in der Verantwortung für Entscheidungen stehen.
Wir rufen zu Gott: …
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Wir beten zu Gott
für alle unter uns, die von Angst und Sorge erfüllt sind,
dass dein Frieden sich unter uns ausbreite, der alles Denken und Fühlen übersteigt.
[Stille]
Wir rufen zu Gott: …
G: Wir bitten dich, erhöre uns
L: Gott, wir vertrauen dir uns an,
uns und alle Menschen, denen du in Jesus nahegekommen bist,
um ihnen Leben und Frieden zu schenken.
Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen
Sendungswort und Liedruf
Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. (Römer 12,18 )
Wir bitten dich, unser Gott, um Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Mache der Aggression und dem Blutvergießen ein Ende. Lass nicht zu, dass Großmannssucht und Krieg die Menschen beherrschen. Besonders bitten wir dich für unsere evangelische Partnerkirche in der Ukraine und ihre Schwesterkirche in Russland. Tröste und stärke sie durch deine Friedensbotschaft, dass sie das Böse mit Gutem überwinden können. Lass sie dein Licht bringen in die Dunkelheit der Völker, damit Hass und Angst aufhören. Höre ihre Bitten und lass dein Wort der Versöhnung durch sie hörbar werden.
Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. (Joh 14, 27)
Lied: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)
Segen
Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt,
bewahre eure Herzen und eure Gedanken in der
Gemeinschaft mit Christus Jesus.
Es segne und behüte euch der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
oder
Gott,
wie zerbrechlich unsere Sicherheiten sind,
wie gefährdet unsere Ordnungen,
das erleben wir in diesen Tagen.
Wer sieht uns mit unserer Hilflosigkeit und Angst?
Wütend und fassungslos erleben wir,
wie Machthaber die Freiheit
und das Leben vieler Menschen gefährden.
Wie am Rand Europas ein Krieg beginnt.
Was geschieht als Nächstes?
Welchen Informationen können wir trauen?
Was könnten wir tun,
das helfen oder etwas bewegen würde?
Sieh du die Not.
Sieh unsere Angst.
Wie so viele suchen wir Zuflucht bei dir und Schutz,
innere Ruhe und einen Grund für unsere Hoffnung.
Wir bringen dir unsere Sorgen.
Wir bitten dich für die, die um ihr Leben fürchten,
und für die, die sich beharrlich für friedliche Lösungen einsetzen.
Höre, Gott, was wir dir in der Stille sagen!
(Stille)
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten – für uns und für das Leben und für die Freiheit und gegen den
Terror der Diktatoren, – denn du, unser Gott, alleine. Halleluja, Kyrie eleison. Herr Gott,
erbarme Dich! Amen.
Europa als Friedensprojekt stark machen
AUFRUF
an den Rat der Europäischen Union
an das Europäische Parlament
an die Präsidentin der Europäischen Kommission
Europa als Friedensprojekt stark machen
Jetzt handeln. Für Frieden. Für Menschenrechte.
Die Corona-Krise zeigt uns: Bislang scheinbar Unmögliches wird machbar, wenn Entschlossenheit und politischer Wille zusammenkommen. Jetzt muss Europa solidarisch handeln. Jetzt brauchen wir jeden Euro für den Aufbau einer gerechten, nachhaltigen und friedlichen Welt.
2012 erhielt die Europäische Union den Friedensnobelpreis. Doch sie wird dieser Auszeichnung immer weniger gerecht: Die Mitgliedsstaaten bauen die EU Schritt für Schritt zu einer Festung aus und investieren immer weniger Geld in gewaltfreie Konfliktbearbeitung und Menschenrechte.
Wir fordern Sie auf: Ändern Sie den Kurs!
Jetzt ist die Zeit, Aufrüstung und Abschottung endlich zu stoppen und Europa als Friedensprojekt stark zu machen!
Setzen Sie sich ein für eine Europäische Union, die für Frieden und Menschenrechte eintritt – innerhalb Europas und weltweit. Stärken Sie dazu die Europäische Union als Vermittlerin in Konflikten und investieren Sie endlich mehr in zivile Friedensmissionen und Krisenprävention. Verdreifachen Sie die Förderung im nächsten EU-Finanzrahmen auf 7 Milliarden Euro für gewaltfreie Konfliktbearbeitung und 3 Milliarden Euro für die Unterstützung der Zivilgesellschaft und den Schutz der Menschenrechte.
Hören Sie auf, Flucht und Migration mit allen Mitteln abzuwehren. Die geplante Vervielfachung der Mittel für die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX mit einer ständigen Personalreserve von 10.000 ist unverhältnismäßig. Von der EU eigens aufgerüstete Verbände wie die libysche Küstenwache führen immer wieder völkerrechts- und menschenrechtswidrige Rückführungen von Flüchtenden durch. Verzichten Sie auf Militärhilfe und Waffenexporte an Staaten und Milizen, die Menschenrechte verletzen oder Krieg führen. Setzen Sie sich für eine Verschärfung und strikte Einhaltung der europäischen Kriterien zur Rüstungsexportkontrolle ein.
Sorgen Sie dafür, dass Europa seine Verpflichtungen zu Armutsbekämpfung und nachhaltiger Entwicklung einlöst. Europäische Entwicklungsgelder müssen uneingeschränkt für Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung, Bildung, Gesundheit und Friedensförderung verwendet werden. Diese Mittel dürfen nicht zur Migrationsabwehr zweckentfremdet werden. Es darf nicht sein, dass vor allem solche Staaten EU-Hilfsgelder erhalten, die im Gegenzug zusagen, Menschen an Flucht und Migration nach Europa zu hindern.
Bieten Sie Menschen in Not den Schutz, den sie brauchen. Stärken Sie das Recht auf Asyl. Lassen Sie nicht länger zu, dass Menschen an den Grenzen Europas sterben. Sorgen Sie dafür, dass Schutzsuchende ein faires Asylverfahren in Europa bekommen und nicht vor den Toren der EU abgewiesen werden. „Vorprüfungen“ an den Außengrenzen Europas verstoßen gegen geltendes Völkerrecht. Alle Geflüchteten, die Europa erreichen, müssen menschenwürdige, sichere Unterbringung erhalten. Lösen Sie die Lager auf den griechischen Inseln auf! Schicken Sie Schutzsuchende nicht zurück in Länder, in denen Folter oder Verfolgung drohen oder Krieg herrscht.
Treten Sie für internationale Zusammenarbeit und Solidarität ein – globalen Krisen wie der Corona-Pandemie muss die Welt gemeinsam begegnen. Stärken Sie die Vereinten Nationen, um das Virus erfolgreich einzudämmen sowie die wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu bewältigen. Für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen unserer Zeit, allen voran die Klimakrise, brauchen wir starke Institutionen der internationalen Zusammenarbeit.
Europa muss dabei vorangehen.
UNTERZEICHNENDE
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden
Brot für die Welt
Bund für Soziale Verteidigung
Church and Peace Europäisches Friedenskirchliches Netzwerk
Forum Ziviler Friedensdienst
Ohne Rüstung Leben
pax christi Internationale Katholische Friedensbewegung
Prominente Vertreter und Vertreterinnen aus Freier Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften, Kultur und Kirche rufen gemeinsam zur Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft auf
In einem offenen Aufruf „Für Solidarität und Zusammenhalt jetzt!“ fordern prominente Vertreter und Vertreterinnen von Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Kultur und Kirche mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt in Krisenzeiten. Der Angriffskrieg auf die Ukraine, die Corona-Pandemie und weltweit gestörte Lieferketten haben Preissteigerungen vor allem für Energie und Nahrungsmittel ausgelöst, die von Menschen mit geringen bis durchschnittlichen Einkommen kaum noch zu stemmen sind. Für viele bedeutet die hohe Inflation eine existenzielle Bedrohung. Die Unterzeichnenden fordern deshalb eine zielgenaue und wirkungsvolle Entlastung einkommensarmer Haushalte. Dabei sei insbesondere die Solidarität der Menschen gefragt, die über große Einkommen und Vermögen verfügten, betonen die Erstunterzeichnenden des Appells. „Starke Schultern können und müssen mehr tragen – das ist ein zentraler Grundsatz unserer sozialen Marktwirtschaft.“, heißt es in dem Aufruf: „Wir alle sind jetzt gefragt, unseren persönlichen Beitrag zum sozialen Frieden und zum Zusammenhalt in unserer Demokratie zu leisten.“
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erklärt: „In dieser besonderen Situation kommt jetzt viel darauf an, dass wir zusammenhalten. Und das heißt auch, dass wir Solidarität mit den besonders von der Krise Getroffenen üben. Solche Solidarität gehört zu den wichtigsten Grundzügen der biblischen Überlieferung. Gerade in Krisenzeiten haben sich unsere christlichen Grundorientierungen zu bewähren. Davon profitieren am Ende alle“.
Aufruf „Für Solidarität und Zusammenhalt jetzt!“: https://www.policat.org/p/9784
Liste der Erstunterzeichnenden:
* Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland
* Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
* Reiner Hoffmann, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
* Dr. Annette Kurschus, Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
* Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
* Karl-Josef Laumann, Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA)
* Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK
* Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes
* Michael Groß, Präsident der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
* Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
* Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland
* Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB)
* André Wilken, Geschäftsführer European Cultural Foundation
* Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
* Prof. Dr. Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin
* Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
* Stefan Wegner, Partner Scholz & Friends
Den genauen Wortlaut des Aufrufs finden Sie nachfolgend.
München, 31. Juli 2022
Johannes Minkus, Pressesprecher
Für Solidarität und Zusammenhalt jetzt!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Deutschland und Europa stehen vor einer historischen Bewährungsprobe. Der brutale Angriffskrieg auf die Ukraine, der Klimawandel und das Artensterben, der Hunger in vielen Ländern des Südens, Covid-19 und weltweit gestörte Lieferketten – diese enormen Herausforderungen können wir nur gemeinsam bewältigen.
Eine der Konsequenzen der vielen Krisen ist eine Inflation mit dramatisch steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und höchst unsozialen Folgen. Für den Zusammenhalt in unserem Land kommt es jetzt darauf an, zuerst die in den Blick zu nehmen, die auf Solidarität angewiesen sind: Menschen mit geringen bis durchschnittlichen Einkommen, Rentner*innen und Bezieher*innen von Transferleistungen. Sie brauchen nun umgehend eine Entlastung von der Inflation und den aus dem Ruder gelaufenen Energiekosten. Dabei sind besonders diejenigen in Mitverantwortung zu nehmen, die über große Einkommen und Vermögen verfügen.
Wir alle sind jetzt gefragt, unseren persönlichen Beitrag zum sozialen Frieden und zum Zusammenhalt in unserer Demokratie zu leisten. Starke Schultern können und müssen mehr tragen – das ist ein zentraler Grundsatz unserer sozialen Marktwirtschaft. Wir brauchen umgehend ein zielgenaues und wirksames Entlastungspaket für die, die bereits heute fast zwei Drittel ihres Einkommens für Lebensmittel, Energie und Miete aufbringen müssen. Gute Vorschläge dazu liegen bereits vor. Sie müssen jetzt politisch umgesetzt und gegenfinanziert werden von denen, die das leisten können und womöglich sogar von den diversen Krisen profitieren.
Unser demokratischer Sozialstaat mit seiner offenen Gesellschaft verspricht allen Bürgerinnen und Bürgern eine gerechte Teilhabe, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft. Dieses Versprechen ist wertlos, wenn es sich in Krisenzeiten nur für die Einkommens- und Leistungsstarken im Land bewahrheitet. Sollte das geschehen, droht unserer Demokratie eine nie dagewesene soziale und politische Zerreißprobe.
Russlands Machthaber Wladimir Putin will die westlichen Demokratien destabilisieren und spalten. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf: Treten wir dieser zerstörerischen Strategie durch unseren Zusammenhalt gemeinsam entgegen!
Wir stehen für eine nachhaltige und ökologische Politik des Respekts, der gegenseitigen Verantwortung und der Solidarität in einer offenen Gesellschaft. Wir bitten Sie: Unterstützen Sie alle, die für Demokratie, sozialen Zusammenhalt und Gerechtigkeit einstehen.
Unser Gemeinwesen gründet auf gelebter Solidarität. Deswegen tragen die Starken gerade jetzt eine besondere Verantwortung.
Liste der Erstunterzeichnenden Berlin, den 1. August 2022
* Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland
* Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
* Reiner Hoffmann, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
* Dr. Annette Kurschus, Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
* Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
* Karl-Josef Laumann, Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA)
* Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK
* Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes
* Michael Groß, Präsident der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
* Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
* Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland
* Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB)
* André Wilken, Geschäftsführer European Cultural Foundation
* Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
* Prof. Dr. Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin
* Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
* Stefan Wegner, Partner Scholz & Friends
Kontakt & V.i.S.d.P.: Diakonie Deutschland, Zentrum Kommunikation, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin | pressestelle@diakonie.de
Zwei Kinder – ein Impulstext zum Nahostkonflikt
Der Finger wischt über das Display des Handys. Meine Augen bleiben an einem Foto hängen. Zwei Jungs, vielleicht 10 Jahre alt. Ich sehe sie von hinten. Ihre Arme haben sie sich gegenseitig über die Schulter gelegt. Es ist unübersehbar: sie sind Freunde!
Die Landschaft hinter ihnen ist karg. Aber sie stehen da und schauen ins Land. Was sehen sie dort?
Den Himmel, Hügel am Horizont, ein paar Büsche, einige Bäume. Orte, wo sie Fußball spielen können oder Verstecken. Vielleicht wollen sie aus trockenen Ästen eine Bude bauen. Alles, was Freunde eben so zusammen machen.
Was sehen die beiden Jungs vor ihren Augen? Schauen sie in ihre Zukunft? Vielleicht wollen sie mal dieses Land bestellen, mit dem Trecker über die Felder fahren, Bewässerungsanlagen planen oder Dattelplantagen anlegen. Oder mit Rucksack und Wasserflasche durch ihr Land wandern. Sie könnten später eine eigene Familie haben, Häuser bauen und miteinander im Schatten unter Bäumen feiern.
Vielleicht werden sie mit ihren Kindern zusammen in den Urlaub fahren. Und ihnen zeigen, wo sie aufgewachsen sind und welche Streiche sie anderen so gespielt haben, damals als sie kleine Jungs waren. Vielleicht wohnen sie auch weit voneinander entfernt. Doch sie telefonieren und besuchen einander. Sie erinnern sich, wie sie getobt und gelacht haben oder miteinander geweint, weil sie Hausarrest hatten und nicht zum Spielen raus durften.
Ich weiß nicht, was sie vor ihren Augen sehen. Ich sehe nur zwei Jungs von hinten. Sie haben die Arme einander auf die Schultern gelegt.
Sie sind Kinder. Einer trägt eine Kippa, der andere ein Palästinensertuch. Welche Zukunft werden sie haben?
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Dezmber 2023, von Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade
Flüchtlingsschutz nur mit Menschenrechten denkbar. Evangelische Kirche und Diakonie in Bayern zum Internationalen Tag der Menschenrechte
Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2024 fordern die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und das Diakonische Werk Bayern eine Versachlichung der Debatte über die Zukunft der Migrationspolitik und weisen darauf hin, dass Menschenrechte auch und besonders für Geflüchtete gelten.
Diakoniepräsidentin Sabine Weingärtner und Landesbischof Christian Kopp bedauern, dass die Debatte um die Migrationspolitik zunehmend einseitig und unsachlich geführt werde. „Die Forderung, das individuelle Recht auf Asyl, wie es im Grundgesetz verankert ist, abzuschaffen, bedient nicht nur rechtsextreme Ressentiments.“ Sie verkenne auch, dass es in der Praxis kaum noch eine Rolle spielt. „Nur die wenigsten Geflüchteten, die derzeit nach Deutschland kommen, erhalten Schutz nach dem Grundgesetz. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge waren es im vergangenen Jahr nur 0,8 Prozent.“ In der überwiegenden Zahl der Fälle greift der Schutz nach dem Europa- und Völkerrecht, so die Präsidentin. „Das individuelle Recht auf Asyl, der Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention und der subsidiäre Schutz – sie alle müssen erhalten bleiben, allein schon aufgrund der Geschichte Deutschlands.“
„Wer Menschenrechte für sich einfordert, kann sie Opfern von Verfolgung und Gewalt nicht absprechen. Es steht uns schlecht zu Gesicht, andere Länder wegen ihrer Flüchtlingspolitik zu kritisieren und dabei unsere eigenen Grundsätze über Bord zu werfen.“, so der Landesbischof. Deutschland solle sich vielmehr aktiv gegen eine EU-Politik der Abschottung und Ausgrenzung auf europäischer Ebene einsetzen, die die Rechte von Geflüchteten und Migrant*innen zu beschneiden drohe und Rassismus schüre. Pushbacks, willkürliche Inhaftierung, Menschenhandel, Ausbeutung, eingeschränkter Zugang zu Gerichtsverfahren, Leistungsausschlüsse und menschenunwürdige Unterbringungen verletzten vielfältig Menschenrechte. Daran wolle man zum Internationalen Tag der Menschenrechte erinnern.
Die Evangelische Kirche und die Diakonie in Bayern setzen sich deshalb für einen Flüchtlingsschutz unter menschenwürdigen Bedingungen ein. Dafür nutzen Kirche und Diakonie ihre ökumenischen und diakonischen Netzwerke auf nationaler und europäischer Ebene. „Wir sind dankbar für jedes zivilgesellschaftliche Engagement, wir müssen aber die politischen Bemühungen weiter stärken.“, bekräftigen Diakoniepräsidentin Sabine Weingärtner und Landesbischof Christian Kopp.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Sie formuliert in insgesamt 30 Artikeln bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.
Aus Artikel 14 ergibt sich, dass Flüchtlinge das Recht haben, Asyl zu suchen und zu genießen. Außerdem ist der Schutz vor Abschiebung in die Verfolgung ein Menschenrecht, das unter anderem in der Europäischen Menschenrechtskonvention bestätigt wird. Die Erklärung hat zwar keinen völkerrechtlich bindenden Status; die dort definierten Rechte können nicht unter Berufung auf die Erklärung eingeklagt werden. Viele ihrer Inhalte sind aber in nationale Verfassungen und internationale Verträge aufgenommen worden, so auch in die Europäische Menschenrechtskonvention.
München, 9. Dezember 2024
Christine Büttner, Pressesprecherin
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